Key Takeaways
Die Kompressionskleidung sollte nach einer Liposuktion konsequent für mindestens 6 bis 8 Wochen getragen werden, um Schwellungen zu minimieren und das Ergebnis zu optimieren.
In den ersten 1-2 Wochen wird das Mieder meist 24/7 getragen, danach kann die Tragezeit in Absprache mit dem Arzt oft auf den Tag reduziert werden.
Manuelle Lymphdrainage (MLD) ist eine entscheidende Ergänzung zur Kompression, da sie den Abbau von Flüssigkeit beschleunigt und Verhärtungen vorbeugen kann.
Du hast dich für eine Liposuktion entschieden - ein wichtiger Schritt auf deinem Therapieweg mit Lipödem. Doch der Eingriff allein ist nur die halbe Miete. Der Erfolg der Operation hängt maßgeblich von einer konsequenten und korrekten Nachsorge ab. Das zentrale Element dieser Phase ist die Kompressionstherapie. Sie kann die Heilungsdauer beeinflussen, Schmerzen lindern und das ästhetische Ergebnis verbessern. Viele Patientinnen sind unsicher, wie lange die Kompression nach der Liposuktion wirklich notwendig ist. Dieser Leitfaden gibt dir einen klaren Fahrplan für die kommenden 6 bis 8 Wochen und zeigt, warum diese Zeit so entscheidend für deinen langfristigen Erfolg ist.
Warum Kompression die Heilung nach der OP steuert
Unmittelbar nach der Liposuktion beginnt dein Körper mit dem Heilungsprozess in den behandelten Arealen. Die Kompressionskleidung übt einen gleichmäßigen Druck aus, der für diesen Prozess entscheidend ist. Laut der S2k-Leitlinie zum Lipödem ist die Kompressionstherapie ein zentraler Baustein zur Reduktion von Schmerzen und anderen Symptomen. Dieser Druck minimiert die Ansammlung von Wundflüssigkeit und Blutergüssen im Gewebe, was Schwellungen um bis zu 70% reduzieren kann. Dadurch wird nicht nur der Heilungsprozess beschleunigt, sondern auch das Risiko von Unregelmäßigkeiten und Dellenbildung verringert. Die Kompression unterstützt das Gewebe dabei, sich an die neue Kontur anzupassen und fördert ein glattes, ästhetisches Ergebnis. Die richtige Nachsorge nach der Liposuktion ist somit kein passiver Prozess, sondern eine aktive Phase, die du selbst mitgestaltest.
Der Zeitplan: 6 bis 8 Wochen für ein optimales Ergebnis
Die empfohlene Tragedauer für das Kompressionsmieder liegt bei mindestens 6 bis 8 Wochen, wobei die genaue Zeit von deinem individuellen Heilungsverlauf abhängt. Dieser Zeitraum lässt sich in drei Phasen unterteilen. In den ersten 1 bis 2 Wochen, der Akutphase, wird das Mieder in der Regel 24 Stunden am Tag getragen. Es wird nur zum Duschen, was oft ab dem dritten oder vierten Tag möglich ist, und zur Wundversorgung ausgezogen. In der zweiten Phase, von Woche 3 bis 6, kann die Tragedauer nach ärztlicher Absprache oft auf den Tag reduziert werden. Die konsequente Anwendung in dieser Zeit stabilisiert das Ergebnis maßgeblich. Nach etwa 6 bis 8 Wochen ist die primäre Heilung meist so weit fortgeschritten, dass der übergang zu deiner regulären flachgestrickten Kompressionsversorgung erfolgen kann. Dieser übergang markiert den Beginn des langfristigen Managements.
Das richtige Material: Vom OP-Mieder zur Flachstrickversorgung
Direkt nach der Operation erhältst du ein spezielles postoperatives Kompressionsmieder. Dieses unterscheidet sich von deiner gewohnten Flachstrick-Kompression. OP-Mieder sind oft aus weicheren Materialien gefertigt und lassen sich mit Haken oder Reißverschlüssen leichter an- und ausziehen, was gerade in den ersten schmerzhaften Tagen ein großer Vorteil ist. Sie sind so konzipiert, dass sie den nötigen Druck ausüben, ohne die frischen Wunden zu reizen. Nach den ersten 6 bis 8 Wochen ist dein Körper bereit für die Anpassung einer neuen flachgestrickten Kompressionsversorgung. Eine exakte Maßanfertigung ist hier entscheidend, da sich deine Umfänge durch die OP deutlich reduziert haben. Die S2k-Leitlinie empfiehlt bei großen Umfangsunterschieden oder tiefen Gewebefalten eine flachgestrickte Qualität, um eine optimale Druckverteilung zu gewährleisten. Die richtige Auswahl des OP-Mieders ist ein wichtiger erster Schritt.
Dein Alltag mit Kompression: Praktische überlebenstipps
Die ersten Wochen mit dem Kompressionsmieder können eine Herausforderung sein. Mit einigen Tipps kannst du dir den Alltag erleichtern. Hier sind 4 bewährte Ratschläge:
- Hautpflege: Trage unter der Kompression eine pH-neutrale, feuchtigkeitsspendende Lotion auf, um die Haut vor dem Austrocknen zu schützen. Achte darauf, dass sie vollständig eingezogen ist, bevor du das Mieder anziehst.
- Anziehhilfen: Nutze spezielle Handschuhe oder Anziehhilfen aus dem Sanitätshaus. Sie erleichtern das Anlegen und schonen das Material deines Mieders.
- Kreislauf unterstützen: Ziehe das Mieder morgens am besten im Liegen an, bevor du aufstehst. Das ist oft einfacher und schonender für den Kreislauf.
- Regelmäßige Bewegung: Auch wenn du dich schonen sollst, sind kurze Spaziergänge von 10-15 Minuten mehrmals täglich wichtig. Sie regen den Lymphfluss an und beugen Thrombosen vor.
Geduld ist in dieser Phase dein bester Freund. Jeder Tag bringt dich einen Schritt weiter im Heilungsprozess, auch wenn es um das Duschen nach der Liposuktion geht.
Manuelle Lymphdrainage: Der unverzichtbare Partner
Die Manuelle Lymphdrainage (MLD) ist eine wesentliche Ergänzung zur Kompressionstherapie nach der Liposuktion. Während die Kompression einen konstanten Druck von außen liefert, regt die MLD das Lymphsystem aktiv an, gestaute Flüssigkeit abzutransportieren. In den ersten Wochen nach der OP wird häufig eine Frequenz von 2 bis 3 MLD-Anwendungen pro Woche empfohlen. Diese Kombination kann den Abbau von Schwellungen und Blutergüssen signifikant beschleunigen und das Gewebe weicher machen. Viele Patientinnen empfinden die sanften Griffe der MLD zudem als sehr wohltuend und schmerzlindernd. Sprich mit deiner ärztin oder deinem Arzt, wann der optimale Zeitpunkt ist, um mit der manuellen Lymphdrainage zu beginnen, meist ist dies schon wenige Tage nach dem Eingriff möglich.
Langfristige Perspektive: Kompression als Teil deines Lebens
Die Liposuktion kann die Symptome des Lipödems erheblich lindern, sie heilt die chronische Erkrankung jedoch nicht. Der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) betont, dass die konservative Therapie die Basis der Behandlung bleibt. Das bedeutet, dass die Kompressionstherapie auch nach den ersten 6 bis 8 Wochen für viele Frauen ein wichtiger Bestandteil des Alltags bleibt, um die erreichten Ergebnisse zu sichern und einem Fortschreiten der Erkrankung vorzubeugen. Betrachte die Kompression nicht als Einschränkung, sondern als dein persönliches Werkzeug zur Selbstfürsorge. Sie hilft dir, deine Schmerzfreiheit und Mobilität langfristig zu erhalten. Die LipoAlly-App kann dich dabei unterstützen, dein Selbstmanagement zu organisieren und wird von vielen Partnerkrankenkassen übernommen. Die umfassende OP-Nachsorge ist der Schlüssel zum Erfolg.
More Links
Die AWMF stellt die S2k-Leitlinie zum Lipödem bereit, die umfassende Empfehlungen zur Diagnose und Therapie dieser Erkrankung enthält.
Die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen bietet die S1-Leitlinie zum Lipödem, die wichtige Informationen für Fachpersonal und Patienten zusammenfasst.
Die Lipödem Gesellschaft e.V. informiert detailliert über das Lipödem, einschließlich seiner Definition, Symptome und Diagnosekriterien.
Der Gemeinsame Bundesausschuss stellt die Anlage zur Mutterschaftsrichtlinie bereit, die Regelungen zur Liposuktion bei Lipödem enthält.
Lipödem Hilfe e.V. bietet wertvolle Informationen zur operativen Therapie des Lipödems, insbesondere zur Vor- und Nachsorge.
Die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen informiert Patienten umfassend über die Fettabsaugung (Liposuktion).
Die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie beleuchtet die Fettabsaugung (Liposuktion) aus der Perspektive der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie.
Umfassende Patienteninformationen zum Lipödem finden Sie bei der Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen.
Eine Pressemitteilung des Gemeinsamen Bundesausschusses informiert über den Beschluss zur Liposuktion bei Lipödem im Stadium III.
FAQ
Wie eng muss das Kompressionsmieder sitzen?
Das Mieder muss eng anliegen und einen spürbaren, gleichmäßigen Druck ausüben, ohne dabei einzuschnüren oder die Blutzirkulation zu behindern. Es sollte sich wie eine zweite Haut anfühlen, aber keine stechenden Schmerzen verursachen.
Was kann ich gegen Juckreiz unter der Kompression tun?
Juckreiz ist oft ein Zeichen trockener Haut oder des Heilungsprozesses. Eine gute, rückfettende Hautpflege vor dem Anziehen kann helfen. Auch kühle Umschläge auf das Mieder oder kurzes, kühles Abduschen können Linderung verschaffen.
Mein Mieder passt nach ein paar Wochen nicht mehr richtig, was soll ich tun?
Durch den Rückgang der Schwellung ist es normal, dass das Mieder nach einiger Zeit lockerer sitzt. Sprich in diesem Fall mit deiner ärztin oder deinem Sanitätshaus. Manchmal ist eine Anpassung oder ein Wechsel auf eine kleinere Größe notwendig, um den erforderlichen Druck aufrechtzuerhalten.
Wie wasche ich das Kompressionsmieder richtig?
Wasche dein Mieder am besten täglich oder alle zwei Tage von Hand oder im Schonwaschgang bei niedriger Temperatur (meist 30-40°C) mit einem milden Waschmittel. Verzichte auf Weichspüler und trockne es an der Luft, nicht im Trockner oder auf der Heizung, um die Kompressionswirkung zu erhalten.
Disclaimer
Die Inhalte ersetzen keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Rechtliche/regulatorische Vorgaben (z. B. des G-BA) können sich ändern. Maßgeblich sind die individuelle ärztliche Beratung und die aktuell gültigen Richtlinien. Stand: 14.10.2025.


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