Key Takeaways
Die Flachstrick-Kompression ist laut S2k-Leitlinie ein obligatorischer Bestandteil der Lipödem-Therapie, dessen primäres Ziel die Schmerzreduktion ist.
Durch ihre höhere Wandstabilität und Maßanfertigung verhindert sie Einschnürungen und ist für komplexe Beinformen bei Lipödem besser geeignet als Rundstrick.
Die Kompressionsklasse wird individuell zur Symptomlinderung gewählt; eine starre Zuordnung zur Diagnose Lipödem soll nicht erfolgen.
Für viele der rund 3,8 Millionen betroffenen Frauen in Deutschland ist die Flachstrick-Kompression beim Lipödem ein unverzichtbarer Begleiter. Anders als oft vermutet, ist ihr Hauptziel laut der aktuellen S2k-Leitlinie die Reduktion von Schmerzen und Druckempfindlichkeit. Diese maßgefertigte medizinische Versorgung übt einen flächigen, konstanten Druck aus, der das Gewebe unterstützt und die Symptome lindern kann. Dieser Artikel erklärt die genaue Wirkungsweise, die Unterschiede zu anderen Versorgungen und wie du den Weg zur optimalen Kompressionstherapie findest. Wir zeigen dir, wie du mit dem richtigen Hilfsmittel mehr Kontrolle über deine Therapie gewinnst.
Der technologische Vorsprung: Warum Flachstrick bei Lipödem?
Flachgestrickte Kompressionsstrümpfe werden in Reihen gestrickt und anschließend mit einer Naht verbunden, was eine präzise, anatomische Passform ermöglicht. Im Gegensatz zu Rundstrickversorgungen mit oft über 20 Maschen pro Zoll, hat Flachstrickmaterial mit typischerweise 14 Maschen pro Zoll eine höhere Wandstabilität. Diese Eigenschaft verhindert, dass das Material in Hautfalten einschneidet, was bei den oft komplexen Beinformen des Lipödems entscheidend ist. Die S2k-Leitlinie empfiehlt Flachstrick explizit bei großen Umfangsänderungen und vertieften Gewebefalten. So wird ein gleichmäßiger Druck auf einer Fläche von 100% der Extremität gewährleistet. Diese maßgeschneiderte Technik ist der erste Schritt zur effektiven Symptomkontrolle.
Schmerzreduktion als primäres Ziel der Kompressionstherapie
Die aktuelle S2k-Leitlinie stellt klar: Die Hauptwirkung der Kompressionstherapie beim Lipödem ist die Schmerzreduktion. Der konstante Druck der Flachstrick-Versorgung wirkt wie eine stützende Hülle für das schmerzhafte Gewebe und kann die Druckempfindlichkeit um über 25 % senken. Dieser Effekt wird durch einen Mikromassage-Effekt bei jeder Bewegung verstärkt, der den Lymphabfluss unterstützt und Spannungsgefühle reduziert. Viele Patientinnen berichten bereits nach 2-3 Wochen Tragezeit von einer deutlichen Linderung ihrer Beschwerden. Die richtige Kompressionstherapie ist somit ein fundamentaler Baustein im täglichen Management der Erkrankung. Die Fokussierung auf die Schmerzlinderung verbessert die Lebensqualität maßgeblich.
Maßarbeit für maximalen Erfolg: Anpassung und Kompressionsklasse
Eine wirksame Flachstrick-Kompression ist immer eine Maßanfertigung, die von geschultem Personal in einem Sanitätshaus vorgenommen wird. Dabei werden an über 10 Messpunkten pro Bein die genauen Umfänge ermittelt. Die Leitlinien betonen, dass keine starre Zuordnung einer Kompressionsklasse (KKL) zur Diagnose Lipödem erfolgen soll. Stattdessen wird immer die niedrigste wirksame KKL gewählt, die eine Besserung der Symptome erzielt, um die Trageakzeptanz zu maximieren. Eine gute Passform ist entscheidend für den Therapieerfolg. Hier sind 4 Tipps für den Alltag:
- Die Kompression täglich, idealerweise von morgens bis abends, tragen.
- An- und Ausziehhilfen nutzen, um das Material zu schonen und Kraft zu sparen.
- Die Haut unter der Kompression mit pH-neutralen, feuchtigkeitsspendenden Lotionen pflegen.
- Die Strümpfe alle 6 Monate erneuern lassen, da der Kompressionsdruck nachlässt.
Die individuelle Anpassung stellt sicher, dass die Versorgung ihre volle Wirkung entfalten kann.
Ein starkes Team: Flachstrick in der Konservativen Therapie
Die Flachstrick-Kompression ist ein obligatorischer Bestandteil der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE), dem Goldstandard der konservativen Lipödem-Behandlung. Die KPE kombiniert mehrere Säulen, um Symptome zu managen und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Bewegung unter Kompression aktiviert die Muskelpumpe und steigert die Effektivität des Lymphabflusses um bis zu 40%. Die Manuelle Lymphdrainage (MLD) ist eine optionale Ergänzung, die bei Bedarf zur Schmerzreduktion eingesetzt werden kann. Eine lückenlose Dokumentation der konservativen Therapie über mindestens 6 Monate ist eine wichtige Voraussetzung. Eine passende Kompressionsklasse zu finden, ist dabei ein zentraler Schritt. Dieser ganzheitliche Ansatz bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Langzeittherapie.
Unterstützung nach der Liposuktion: Der postoperative Nutzen
Auch nach einer Liposuktion zur Behandlung des Lipödems ist das Tragen einer Flachstrick-Kompression für mindestens 6 bis 12 Wochen unerlässlich. Sie hilft, postoperative Schwellungen zu reduzieren, unterstützt die Wundheilung und formt das Gewebe für ein optimales Ergebnis. Die G-BA-Richtlinie zur Liposuktion schreibt eine sorgfältige Nachsorge vor, zu der die Kompressionstherapie zwingend gehört. Der Kompressionsdruck minimiert die Bildung von Blutergüssen und fördert den Abbau von Flüssigkeit aus dem operierten Bereich. Viele der über 50 durchgeführten qualifizierten Eingriffe pro Operateur:in zeigen die Wichtigkeit dieses Schrittes. Die konsequente postoperative Kompression sichert den Erfolg des Eingriffs langfristig.
Ihr Weg zur Versorgung: Rezept und digitale Unterstützung
Eine Flachstrick-Kompression ist ein medizinisches Hilfsmittel und wird bei ärztlicher Notwendigkeit von deiner ärztin oder deinem Arzt verordnet. Mit diesem Rezept erfolgt die Anpassung und Versorgung im Sanitätshaus, die Kosten werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Der erste Schritt ist eine gesicherte Diagnose. Der LipoCheck DocReport bietet dir eine offizielle fachärztliche Telediagnose für einmalig 48,26 €, die dir Klarheit und eine fundierte Therapieempfehlung gibt. Diese ärztliche Einschätzung kann den Weg zur Verordnung deiner Kompression auf Kassenleistung beschleunigen. So erhältst du schneller Zugang zur notwendigen Therapie. Die digitale Diagnose ist dein erster Schritt zu einer besseren Versorgung.
Die Inhalte ersetzen keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Rechtliche/regulatorische Vorgaben (z. B. des G-BA) können sich ändern. Maßgeblich sind die individuelle ärztliche Beratung und die aktuell gültigen Richtlinien. Stand der Angaben: 23.12.2025.
More Links
AWMF bietet die vollständige S2k-Leitlinie zum Lipödem als PDF-Dokument, welche umfassende Empfehlungen zur Diagnose und Therapie enthält.
Auf der AWMF-Registerseite finden Sie detaillierte Informationen zur S2k-Leitlinie Lipödem, einschließlich ihrer Entwicklung und Aktualisierungen.
Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft stellt Informationen zur S2k-Leitlinie Lipödem bereit, die von führenden Dermatologen erarbeitet wurde.
Der GKV-Spitzenverband bietet ein Faktenblatt zum Lipödem und zur Liposuktion, das wichtige Informationen für Versicherte und Leistungserbringer zusammenfasst.
Das Bundesgesundheitsministerium informiert in einer Meldung über das Thema Lipödem und die politischen Rahmenbedingungen.
Das Deutsches Register Klinischer Studien (DRKS) bietet Einblicke in eine aktuelle klinische Studie zum Lipödem, die zur Verbesserung der Behandlung beitragen soll.
Das Deutsche Ärzteblatt veröffentlicht einen Fachartikel über Pathogenese, Diagnostik und Behandlungsoptionen des Lipödems, der sich an Mediziner richtet.
Frauenärzte im Netz bietet umfassende Informationen zum Lipödem, speziell auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten.
FAQ
Was mache ich, wenn meine Kompression Schmerzen verursacht?
Wenn deine Kompression schmerzt, nicht richtig sitzt oder einschnürt, solltest du umgehend dein Sanitätshaus kontaktieren. Die Passform muss eventuell korrigiert werden. Die Kompression soll Symptome lindern, nicht verursachen.
Kann ich mit meiner Kompression Sport treiben?
Ja, Bewegung mit Kompression ist sogar sehr empfehlenswert. Sportarten wie Aquagymnastik, Walken oder Radfahren sind ideal. Der Druck der Kompression in Kombination mit der Muskelbewegung verbessert den Lymphabfluss und die Schmerzlinderung.
Wie oft bekomme ich eine neue Kompressionsversorgung?
Gesetzlich Versicherte haben in der Regel Anspruch auf zwei neue Kompressionsversorgungen pro Jahr. Das Material verliert nach etwa sechs Monaten täglichen Tragens und Waschens an Kompressionsdruck und sollte dann erneuert werden.
Muss ich die Kompression auch im Sommer bei Hitze tragen?
Auch wenn es eine Herausforderung sein kann, ist das Tragen der Kompression bei Hitze wichtig, da sich die Beschwerden durch Wärme oft verschlimmern. Moderne Materialien sind atmungsaktiver, und das Tragen kann Schwellungen und Schmerzen vorbeugen.
Was ist der Unterschied zwischen Kompressionsklasse 1, 2 und 3?
Die Klassen beschreiben die Stärke des Drucks, den der Strumpf ausübt. Klasse 1 ist am leichtesten, Klasse 3 am stärksten. Für das Lipödem wird oft Klasse 2 verwendet, aber die Entscheidung trifft deine ärztin/dein Arzt basierend auf deinen individuellen Symptomen.
Wie kann der DocReport mir bei der Kompressionsversorgung helfen?
Der DocReport von LipoCheck liefert dir eine fachärztliche Diagnose und eine konkrete Therapieempfehlung. Dieses offizielle Dokument kannst du deiner behandelnden ärztin/deinem Arzt vorlegen, um den Prozess zur Verordnung deiner notwendigen Flachstrick-Kompression zu beschleunigen.


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