Key Takeaways
Die Wahl der Kompressionsklasse bei Lipödem richtet sich nach der individuellen Schmerzsymptomatik, nicht nach veralteten Stadien (S2k-Leitlinie 2024).
Flachgestrickte, maßgefertigte Kompressionsstrümpfe sind in über 90% der Fälle die richtige Wahl, da sie nicht in Gewebefalten einschneiden.
Eine mindestens 6-monatige, konsequente Kompressionstherapie ist oft Voraussetzung für die Kostenübernahme einer Liposuktion durch die Krankenkasse.
Die Kompressionstherapie ist ein zentraler Baustein in der Behandlung des Lipödems. Doch Unsicherheiten bezüglich der richtigen Kompressionsklasse sind weit verbreitet. Die aktualisierte S2k-Leitlinie zum Lipödem hat 2024 einen wichtigen Perspektivwechsel gebracht: Im Vordergrund steht nicht mehr eine starre Stadieneinteilung, sondern die Linderung Ihrer individuellen Symptome, allen voran des Schmerzes. Dieser Leitfaden hilft Ihnen zu verstehen, welche Faktoren bei der Wahl der Kompressionsklasse wirklich zählen, warum eine Maßanfertigung unerlässlich ist und wie digitale Werkzeuge wie der Lipo Check DocReport Ihren Weg zu einer effektiven Therapie beschleunigen können.
Grundlagen der Kompression: Mehr als nur Druck
Die Kompressionstherapie ist ein fundamentaler Teil der Konservativen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE). Ihr Hauptziel ist laut aktueller Leitlinie die Reduktion von Schmerzen, Druckempfindlichkeit und Schweregefühlen. Der konstante Druck von außen unterstützt das Gewebe, kann die Mikrozirkulation verbessern und Schmerzrezeptoren entlasten. Es geht also nicht primär darum, Fettgewebe zu reduzieren, sondern die Lebensqualität durch Symptomlinderung zu steigern. Eine konsequente Kompressionstherapie kann bei vielen Patientinnen die Schmerzen um mehr als 50% reduzieren. Die effektive Kompressionstherapie ist somit die Basis für weitere Behandlungsschritte. Diese Grundlage zu verstehen, ist der erste Schritt zur richtigen Materialauswahl.
Flachstrick vs. Rundstrick: Die entscheidende Materialwahl
Bei Lipödem ist die Wahl des richtigen Gestricks oft wichtiger als die Kompressionsklasse allein. In über 90% der Fälle ist eine flachgestrickte Versorgung die empfohlene Wahl. Im Gegensatz zu rundgestrickten Strümpfen, die nahtlos und hochelastisch sind, werden flachgestrickte Versorgungen in Reihen gestrickt und anschließend mit einer Naht verschlossen. Dieses Verfahren ermöglicht eine hohe Wandstabilität und einen geringeren Dehnungsgrad. Dadurch schneidet der Strumpf nicht in die typischen Gewebefalten oder bei starken Umfangsunterschieden ein. Hier sind die zentralen Unterschiede:
- Flachstrick: Maßgefertigt, hohe Wandstabilität, geringe Dehnbarkeit, ideal bei Lipödem und Lymphödem, da sie nicht einschnürt und flächigen Druck ausübt.
- Rundstrick: Nahtlos, hohe Dehnbarkeit, eher für Venenleiden ohne starke ödeme oder Disproportionen geeignet, kann bei Lipödem zu Abschnürungen führen.
Die Wahl des robusten Flachstrickmaterials ist somit eine wichtige Voraussetzung für den Therapieerfolg und den Tragekomfort. Erst nach dieser Entscheidung rückt die eigentliche Kompressionsklasse in den Fokus.
Kompressionsklassen 1-4: Individuelle Anpassung statt starrer Regeln
Die Stärke der Kompression wird in vier Klassen (KKL) eingeteilt, gemessen in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg). Die S2k-Leitlinie betont, dass keine starre Zuordnung einer Klasse zu einem Lipödem-Stadium erfolgen soll. Die Auswahl richtet sich nach dem individuellen Schmerzempfinden, der Gewebebeschaffenheit und der Verträglichkeit. Oft wird mit einer niedrigeren Klasse begonnen, um die Gewöhnung zu erleichtern. Für viele Lipödem-Patientinnen stellt die Kompressionsklasse 2 (23-32 mmHg) einen wirksamen und gut tolerierbaren Einstieg dar. Eine höhere Klasse bedeutet nicht automatisch eine bessere Wirkung, wenn sie aufgrund von Schmerzen nicht regelmäßig getragen wird. Die Entscheidung wird immer gemeinsam mit deiner behandelnden ärztin oder deinem Arzt getroffen. Die richtige Kompressionsklasse zu finden, ist ein Prozess. Dieser Prozess erfordert eine präzise Anpassung an deinen Körper.
Maßanfertigung sichern: Der Weg zur perfekten Passform
Eine wirksame Kompressionsversorgung bei Lipödem ist immer eine Maßanfertigung. Nur so kann sichergestellt werden, dass der Druckverlauf korrekt ist und keine Einschnürungen entstehen. Die Vermessung muss von geschultem Fachpersonal in einem Sanitätshaus durchgeführt werden, idealerweise morgens, wenn die Beine am wenigsten geschwollen sind. Gesetzlich versicherte Patientinnen haben in der Regel Anspruch auf zwei neue Kompressionsversorgungen pro Jahr. Die Materialermüdung führt nach etwa 6 Monaten zu einem signifikanten Druckverlust von bis zu 20%. Ein regelmäßiger Austausch ist daher für den Therapieerfolg unerlässlich. Die Kosten für die Kompression auf Rezept werden bei ärztlicher Verordnung von den Krankenkassen übernommen. Die richtige Passform ist die Brücke zwischen der gewählten Kompressionsklasse und der täglichen Wirksamkeit.
Therapieweg optimieren: Kompression als Voraussetzung für die Liposuktion
Die Kompressionstherapie ist nicht nur zur Linderung der täglichen Beschwerden da. Sie ist auch eine formale Voraussetzung, wenn eine Liposuktion als Kassenleistung in Betracht gezogen wird. Die Qualitätssicherungs-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) sieht vor, dass vor der Indikationsstellung zur operativen Behandlung eine konservative Therapie von mindestens sechs Monaten kontinuierlich durchgeführt werden muss. Die lückenlose Dokumentation des Tragens deiner Kompression ist ein wichtiger Teil dieses Nachweises. Dies unterstreicht die Bedeutung der Therapietreue und macht die Kompression zu einem zentralen Element auf dem gesamten Versorgungsweg. Die konsequente Nutzung von Kompressionsstrümpfen bereitet den Weg für zukünftige Behandlungsoptionen. Digitale Hilfsmittel können dich dabei unterstützen, diesen Weg erfolgreich zu meistern.
Digitale Unterstützung nutzen: Klarheit und Kontrolle mit LipoCheck
Der Weg zur richtigen Kompressionsversorgung beginnt mit einer gesicherten Diagnose. Oft vergehen jedoch bis zu 12 Monate oder länger, bis ein Termin bei spezialisierten Fachärzt:innen zustande kommt. Der LipoCheck DocReport bietet hier eine zeitnahe Alternative. Du erhältst eine offizielle fachärztliche Telediagnose für einmalig 48,26 €, die als Grundlage für das Gespräch mit deiner Hausärztin oder deinem Hausarzt zur Verordnung der Kompression dienen kann. Damit kann dein Versorgungsweg erheblich beschleunigt werden. Sobald die Therapie läuft, unterstützt dich die LipoAlly-App beim Selbstmanagement. Du kannst das Tragen deiner Kompression dokumentieren und deine Symptome verfolgen - wichtige Daten für deine ärzt:innen und den Nachweis der konservativen Therapie. So gewinnst du nicht nur Zeit, sondern auch die Kontrolle über deinen Therapieverlauf zurück.
Die Inhalte ersetzen keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Rechtliche/regulatorische Vorgaben (z. B. des G-BA) können sich ändern. Maßgeblich sind die individuelle ärztliche Beratung und die aktuell gültigen Richtlinien. Stand der Angaben: 23.12.2025.
More Links
Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPÄC) bietet umfassende Informationen über Lipödem und operative Behandlungsmöglichkeiten.
Lipödem Gesellschaft stellt detaillierte Informationen über das Krankheitsbild Lipödem bereit.
Lipödem Hilfe e.V. informiert über die konservative Therapie von Lipödem, insbesondere die Kompression.
Jobst bietet Informationen zum Management von Lipödem mit Fokus auf die Kompressionstherapie.
Medi stellt Therapietipps für Ärzte zur Lipödem- und Lymphödemtherapie zur Verfügung.
Bauerfeind bietet Informationen über Lip- und Lymphödeme.
Venendocs informiert über die Versorgung von Lipödempatientinnen mit Kompressionsbestrumpfung.
CG LYMPHA erläutert die konservative Therapie von Lipödem.
FAQ
Kann ich mit Kompressionsstrümpfen Sport machen?
Ja, Bewegung unter Kompression wird sogar ausdrücklich empfohlen. Der feste Strumpf wirkt wie ein Widerstand für die Muskulatur (hoher Arbeitsdruck), was die Muskelpumpe aktiviert und den Lymphabfluss zusätzlich anregt. Sportarten wie Aqua-Fitness, Walken oder Yoga sind besonders geeignet.
Was ist der Unterschied zwischen Kompressionsklasse 1 und 2?
Der Unterschied liegt im Druck, der auf das Gewebe ausgeübt wird. Kompressionsklasse 1 (KKL 1) übt einen leichten Druck von 18-21 mmHg aus. Kompressionsklasse 2 (KKL 2) hat einen mittleren Druck von 23-32 mmHg und wird häufig bei Lipödem zur effektiven Schmerzlinderung eingesetzt.
Wie lange hält ein Kompressionsstrumpf?
Bei täglichem Tragen und Waschen lässt die Kompressionswirkung nach etwa sechs Monaten nach. Aus diesem Grund genehmigen die Krankenkassen in der Regel zwei Paar neue Versorgungen pro Jahr, um eine durchgehend wirksame Therapie sicherzustellen.
Meine Kompression schmerzt, was kann ich tun?
Wenn die Kompression Schmerzen verursacht, sollte die Passform im Sanitätshaus überprüft werden. Manchmal sind kleine Anpassungen nötig. Ist die Passform korrekt, könnte die Kompressionsklasse zu hoch sein. Sprich in diesem Fall mit deiner ärztin oder deinem Arzt, ob ein Wechsel auf eine niedrigere Klasse sinnvoll ist.
Wie starte ich den Prozess für eine Kompressionsversorgung?
Der erste Schritt ist eine gesicherte Diagnose. Mit dem LipoCheck DocReport erhältst du zeitnah eine fachärztliche Einschätzung. Mit diesem Befund kannst du zu deiner Hausärztin oder deinem Hausarzt gehen, um ein Rezept für eine flachgestrickte Kompressionsversorgung nach Maß zu erhalten. Damit gehst du dann in ein Sanitätshaus zur Vermessung.


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