Key Takeaways
Kosten für ärztlich verordnete Kompressionsstrümpfe können als außergewöhnliche Belastungen von der Steuer abgesetzt werden.
Die steuerliche Entlastung greift erst, wenn die Gesamtkosten die individuelle zumutbare Belastung (1-7 % des Einkommens) übersteigen.
Ein ärztliches Rezept ist die zwingende Voraussetzung für die Anerkennung der Kosten durch das Finanzamt.
Für viele Frauen mit Lipödem ist die Kompressionstherapie ein täglicher Begleiter und ein wesentlicher Baustein zur Linderung der Symptome. Die Kosten für hochwertige Kompressionsstrümpfe, Zuzahlungen und begleitende Maßnahmen summieren sich über das Jahr schnell auf mehrere hundert Euro. Doch es gibt eine gute Nachricht: Unter bestimmten Voraussetzungen sind Kompressionsstrümpfe steuerlich absetzbar. Dieser Artikel erklärt dir die genauen Regelungen zu außergewöhnlichen Belastungen, die Rolle der zumutbaren Belastung und wie du deine Ausgaben korrekt beim Finanzamt angibst, um deine finanzielle Last zu reduzieren.
Grundlagen: Kompression als außergewöhnliche Belastung einstufen
Das deutsche Steuerrecht ermöglicht es, zwangsläufige private Ausgaben, die eine finanzielle Belastung darstellen, steuermindernd anzusetzen. Diese werden als "außergewöhnliche Belastungen" gemäß § 33 Einkommensteuergesetz (EStG) bezeichnet. Kosten für medizinische Hilfsmittel, zu denen auch ärztlich verordnete Kompressionsstrümpfe zählen, fallen in genau diese Kategorie. Die Logik dahinter ist, dass dir diese Ausgaben nicht aus freiem Willen, sondern aufgrund einer medizinischen Notwendigkeit entstehen. Jede Zuzahlung, die du für deine Kompressionsversorgung leistest, kann potenziell deine Steuerlast senken. Das Finanzamt erkennt an, dass diese Kosten über die normalen Lebenshaltungskosten der meisten Bürger hinausgehen. Um die Behandlungskosten bei Lipödem geltend zu machen, ist eine genaue Dokumentation aller Ausgaben entscheidend.
Diese Regelung betrifft nicht nur die Strümpfe selbst, sondern ein breiteres Spektrum an Krankheitskosten. Dazu gehören beispielsweise auch Fahrten zu ärzt:innen oder zur manuellen Lymphdrainage, die mit einer Pauschale von 0,30 Euro pro Kilometer angesetzt werden können. Auch die Ausgaben für das tägliche Waschen der Kompressionskleidung können pauschal geltend gemacht werden, was sich über 365 Tage im Jahr summiert. Die Anerkennung dieser Posten setzt voraus, dass sie die persönliche zumutbare Belastungsgrenze überschreiten, was im nächsten Abschnitt genauer erläutert wird.
Voraussetzungen für die steuerliche Anerkennung prüfen
Damit das Finanzamt deine Ausgaben für Kompressionsstrümpfe anerkennt, müssen drei zentrale Bedingungen erfüllt sein. Die wichtigste Voraussetzung ist der Nachweis der medizinischen Notwendigkeit. Diesen erbringst du durch eine formelle ärztliche Verordnung, also ein Rezept von deiner ärztin oder deinem Arzt. Ohne diesen Beleg werden die Kosten in der Regel nicht als zwangsläufig eingestuft. Bewahre daher jedes Rezept sorgfältig auf, auch wenn du es zur Einlösung im Sanitätshaus abgibst - eine Kopie genügt. Zweitens musst du alle Rechnungen und Zahlungsnachweise sammeln, um die exakte Höhe deiner Ausgaben zu belegen. Es zählt immer das Datum der Bezahlung, nicht das Rechnungsdatum.
Drittens können nur die Kosten angesetzt werden, die du tatsächlich selbst getragen hast. Erstattungen von deiner Krankenkasse oder anderen Versicherungen müssen von den Gesamtkosten abgezogen werden. Nur der verbleibende Eigenanteil ist steuerlich relevant. Hier eine Liste der Dokumente, die du für deine Steuererklärung sammeln solltest:
- ärztliche Verordnungen (Rezepte) für Kompressionsstrümpfe und andere Hilfsmittel.
- Rechnungen vom Sanitätshaus, der Apotheke oder für Arztbesuche.
- Quittungen über geleistete Zuzahlungen.
- Leistungsbescheide der Krankenkasse, die zeigen, welcher Anteil erstattet wurde.
- Ein Fahrtenbuch oder eine Auflistung deiner Fahrten zu medizinischen Behandlungen.
Die vollständige Dokumentation ist die Basis für die erfolgreiche Geltendmachung und eine mögliche Kostenübernahme durch die Krankenkasse, die den Eigenanteil reduziert. Mit diesen Unterlagen bist du gut vorbereitet, um den entscheidenden Faktor der zumutbaren Belastung zu berechnen.
Die Hürde der zumutbaren Belastung verstehen und berechnen
Ein zentraler Begriff bei der Absetzbarkeit von Krankheitskosten ist die "zumutbare Belastung". Das Finanzamt geht davon aus, dass jeder Mensch einen gewissen Anteil seines Einkommens für Krankheitskosten selbst aufbringen kann, ohne dass dies eine außergewöhnliche Härte darstellt. Nur der Betrag, der diese individuelle Grenze übersteigt, wirkt sich steuermindernd aus. Die Höhe dieser Grenze ist kein fester Betrag, sondern ein Prozentsatz deines "Gesamtbetrags der Einkünfte". Dieser Prozentsatz liegt je nach Familienstand und Anzahl der Kinder zwischen 1 % und 7 %.
Die Berechnung erfolgt stufenweise, was für Steuerpflichtige vorteilhafter ist. Hier ist die Staffelung der Prozentsätze:
- Grundstufe (unverheiratet/ohne Kinder): 5 % bis 15.340 €, 6 % bis 51.130 €, 7 % darüber.
- Verheiratete: 4 % bis 15.340 €, 5 % bis 51.130 €, 6 % darüber.
- Mit 1 oder 2 Kindern: 2 % bis 15.340 €, 3 % bis 51.130 €, 4 % darüber.
- Ab 3 Kindern: 1 % bis 15.340 €, 1 % bis 51.130 €, 2 % darüber.
Ein Beispiel: Eine alleinstehende Person mit einem Einkommen von 40.000 € hat eine zumutbare Belastung von 2.239,80 € (5 % von 15.340 € + 6 % von 24.660 €). Erst wenn ihre gesamten Krankheitskosten diesen Betrag übersteigen, zählt jeder weitere Euro. Es kann sich also lohnen, planbare medizinische Ausgaben in einem Kalenderjahr zu bündeln, um die Schwelle sicher zu überschreiten. Dies gilt auch für die Kosten einer Liposuktion als Kassenleistung, bei der eventuell Zuzahlungen anfallen.
Praktische Anleitung: Kosten in der Steuererklärung korrekt angeben
Wenn du deine gesammelten Belege und die überschrittene zumutbare Belastungsgrenze vorliegen hast, erfolgt die konkrete Umsetzung in der Steuererklärung. Alle Krankheitskosten, einschließlich der Ausgaben für Kompressionsstrümpfe, werden in der "Anlage Außergewöhnliche Belastungen" eingetragen. Die meisten Steuerprogramme oder das Online-Portal ELSTER bieten hierfür klar bezeichnete Felder, oft unter dem Punkt "Krankheitskosten und andere außergewöhnliche Belastungen". Hier summierst du alle relevanten Ausgaben des Jahres auf. Trage die Gesamtsumme deiner selbst getragenen Kosten ein; das Finanzamt ermittelt die zumutbare Belastung und den abziehbaren Betrag automatisch.
Du musst die Belege nicht mehr standardmäßig mit der Steuererklärung einreichen, aber das Finanzamt kann sie jederzeit zur Prüfung anfordern. Daher ist eine Aufbewahrungspflicht von mindestens einem Jahr nach Erhalt des Steuerbescheids essenziell. Die Frage, ob man die Lipödem-Gesundheitskosten von der Steuer absetzen kann, ist also klar mit "Ja, unter Bedingungen" zu beantworten. Eine frühzeitige und saubere Dokumentation über das ganze Jahr hinweg vereinfacht den Prozess erheblich. So kann die steuerliche Entlastung zu einem wichtigen Baustein in der Finanzierung deiner Therapie werden.
Beschleunigter Nachweis: Wie LipoCheck den Prozess unterstützen kann
Der erste und wichtigste Schritt, um Kompressionsstrümpfe steuerlich absetzbar zu machen, ist die ärztliche Verordnung, die die medizinische Notwendigkeit bestätigt. Doch gerade der Weg zu einer schnellen und fachärztlichen Diagnose kann für Frauen mit Lipödem-Verdacht langwierig sein. Studien zeigen, dass über 50 % der Betroffenen mehr als 10 Jahre auf eine Diagnose warten. Hier kann der digitale Service von LipoCheck eine wertvolle Unterstützung bieten. Mit dem DocReport erhältst du zeitnah eine offizielle fachärztliche Telediagnose für einmalig 48,26 €, die nach der Gebührenordnung für ärzte (Goä) abgerechnet wird.
Dieser Arztbrief dient als fundierte Grundlage, um bei deiner weiterbehandelnden ärztin oder deinem Arzt die notwendigen Rezepte für die konservative Therapie zu erhalten. Der DocReport kann somit den Versorgungsweg beschleunigen und dir schnelleren Zugang zu den erforderlichen Verordnungen verschaffen. Diese sind nicht nur für die Versorgung durch die Krankenkasse, sondern auch als Nachweis für das Finanzamt entscheidend. So schaffst du von Anfang an eine saubere Dokumentationsgrundlage für deine Gesundheitsausgaben und sicherst deine Ansprüche für die Steuererklärung ab.
More Links
Das Bundesfinanzministerium bietet detaillierte Informationen zu § 33 des Einkommensteuergesetzes (EStG), der außergewöhnliche Belastungen behandelt.
Das Bundesgesundheitsministerium informiert umfassend über das Thema Hilfsmittel.
Das Finanzamt NRW stellt Informationen zu außergewöhnlichen Belastungen für Privatpersonen bereit.
Die VLH (Vereinigte Lohnsteuerhilfe e.V.) bietet hilfreiche Informationen zum Absetzen medizinischer Hilfsmittel von der Steuer.
Finanztip beleuchtet das Thema Krankheitskosten und deren steuerliche Absetzbarkeit.
Steuern.de liefert Informationen zu verschiedenen Aspekten von Krankheitskosten.
Die Techniker Krankenkasse (TK) informiert über die Kostenübernahme bei Kompressionsstrümpfen.
Wikipedia bietet einen umfassenden Artikel über Kompressionsstrümpfe.
Der GKV-Spitzenverband veröffentlicht Pressemitteilungen und Statements zur Gesetzlichen Krankenversicherung.
FAQ
Welche Kosten rund um das Lipödem sind neben Kompressionsstrümpfen noch steuerlich absetzbar?
Neben den Kompressionsstrümpfen kannst du weitere Kosten absetzen: Zuzahlungen zu Medikamenten und Heilmitteln (z.B. manuelle Lymphdrainage), Fahrtkosten zu ärzt:innen und Therapeut:innen (0,30 €/km), Kosten für ärztliche Behandlungen und Diagnostik sowie selbst getragene Kosten für eine medizinisch indizierte Liposuktion.
Wie wirkt es sich aus, wenn ich Kosten in einem Jahr bündele?
Das Bündeln von planbaren Gesundheitsausgaben in einem Kalenderjahr ist strategisch klug. Da die zumutbare Belastung jedes Jahr neu berechnet wird, erhöhst du durch die Bündelung die Chance, die Grenze zu überschreiten und somit einen größeren Teil der Kosten steuerlich geltend machen zu können.
Was passiert, wenn ich vergesse, die Kosten in der Steuererklärung anzugeben?
Solltest du es vergessen haben, kannst du innerhalb der Einspruchsfrist (in der Regel ein Monat nach Erhalt des Steuerbescheids) Einspruch einlegen und die Kosten nachreichen. Nach Ablauf der Frist ist eine änderung meist nur noch in Ausnahmefällen möglich.
Kann ich die Kosten für den LipoCheck Doc Report auch absetzen?
Ja, die Kosten für den DocReport in Höhe von 48,26 € sind als Ausgaben für eine ärztliche Leistung ebenfalls Teil der Krankheitskosten und können als außergewöhnliche Belastung in deiner Steuererklärung berücksichtigt werden.
Gibt es einen Pauschbetrag für Krankheitskosten?
Nein, für allgemeine Krankheitskosten gibt es keinen Pauschbetrag. Du musst die tatsächlichen Kosten einzeln nachweisen. Einen Pauschbetrag gibt es nur für Menschen mit einem anerkannten Grad der Behinderung (Behinderten-Pauschbetrag), der aber andere Zwecke erfüllt.
Sollte ich für die Steuererklärung eine:n Steuerberater:in hinzuziehen?
Bei komplexen Fällen oder wenn du unsicher bist, kann die Beratung durch eine:n Steuerberater:in oder einen Lohnsteuerhilfeverein sinnvoll sein. Sie können sicherstellen, dass du alle absetzbaren Posten korrekt angibst und kein Potenzial verschenkst.


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