Key Takeaways
Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für medizinisch notwendige, flachgestrickte Kompressionsstrümpfe bei Lipödem.
Eine ärztliche Verordnung (Rezept) mit der korrekten Diagnose und Spezifikation des Hilfsmittels ist die zwingende Voraussetzung für die Kostenübernahme.
Patientinnen müssen eine gesetzliche Zuzahlung von maximal einem festgelegten Satz leisten; zusätzliche Kosten können durch private Aufzahlungen für Sonderwünsche entstehen.
Die Diagnose Lipödem bringt viele Fragen mit sich, besonders zur Finanzierung der notwendigen Therapien. Eine der wichtigsten konservativen Maßnahmen ist die Kompressionstherapie, die Symptome wie Schwellungen und Schmerzen bei vielen Patientinnen nachweislich lindern kann. Medizinische Kompressionsstrümpfe sind dabei ein anerkanntes Hilfsmittel, dessen Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden können. Der Prozess von der ärztlichen Verordnung bis zur passgenauen Versorgung im Sanitätshaus wirkt oft komplex. Wir führen dich Schritt für Schritt durch die Anforderungen, erklären die entscheidenden Begriffe wie "Flachstrick" und "Zuzahlung" und zeigen dir, wie du deine Ansprüche erfolgreich geltend machst.
Die medizinische Notwendigkeit der Kompressionstherapie verstehen
Die Kompressionstherapie ist ein zentraler Baustein der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE) und wird in der S2k-Leitlinie als Standard empfohlen. Sie übt einen konstanten Druck von außen auf das Gewebe aus. Dieser Druck unterstützt den venösen und lymphatischen Rückfluss, was bei vielen der betroffenen Frauen zu einer Linderung von Schmerzen und Schwellungen führt. Die primäre Zielrichtung der Kompressionstherapie beim Lipödem ist laut Leitlinie die Reduktion von Schmerz und anderen subjektiven Symptomen. Die Versorgung mit effektiver Kompressionstherapie ist daher keine kosmetische, sondern eine medizinisch notwendige Maßnahme zur Symptomkontrolle. Die richtige Anwendung kann die Lebensqualität von über 75 % der Patientinnen verbessern. Damit legt die ärztliche Diagnose den Grundstein für die Kostenübernahme durch die Krankenkasse.
Voraussetzungen für die Kostenübernahme durch die Krankenkasse sichern
Für die Kostenübernahme von Kompressionsstrümpfen durch die gesetzliche Krankenkasse ist eine ärztliche Verordnung, also ein Rezept, zwingend erforderlich. Deine ärztin oder dein Arzt muss die medizinische Notwendigkeit feststellen und ein korrekt ausgefülltes Rezept ausstellen. Dieses Rezept ist der Schlüssel zur Versorgung. Es muss die exakte Diagnose "Lipödem" (oft mit einem ICD-10-Code) enthalten. Wichtig ist die Spezifizierung der Versorgungsart: Bei Lipödem werden fast immer flachgestrickte Kompressionsstrümpfe nach Maß verordnet. Diese Angabe ist entscheidend, da Flachstrick-Versorgungen aufgrund ihrer Machart mit Naht einen konstanteren Druck gewährleisten und sich untypischen Beinformen besser anpassen. Die Verordnung sollte zudem folgende Punkte beinhalten:
- Genaue Bezeichnung des Hilfsmittels (z. B. "2 flachgestrickte Kompressionsstrumpfhosen nach Maß")
- Kompressionsklasse (meist KKL 2 oder 3)
- Anzahl der Versorgungen (in der Regel 2 für die Erstausstattung)
- Gegebenenfalls notwendige Zusätze wie Haftbänder oder Reißverschlüsse
Mit diesem vollständigen Rezept für Kompressionsstrümpfe gehst du den nächsten Schritt im Versorgungsprozess.
Die passende Kompressionsversorgung im Sanitätshaus erhalten
Mit dem ärztlichen Rezept wendest du dich an ein Sanitätshaus deiner Wahl. Dort nehmen geschulte Fachkräfte exakt Maß an deinen Beinen, um eine individuelle Anfertigung zu gewährleisten. Für eine perfekte Passform werden oft mehr als 15 verschiedene Umfänge pro Bein gemessen. Eine exakte Passform ist entscheidend für den Therapieerfolg, denn nur so kann der Strumpf seine volle medizinische Wirkung entfalten, ohne einzuschneiden. Die gesetzlichen Krankenkassen genehmigen in der Regel eine Erstausstattung mit zwei Paar Strümpfen. Eine Folgeverordnung für eine neue Wechselausstattung ist üblicherweise nach 6 Monaten möglich, da das Material durch tägliches Tragen an Kompressionsdruck verliert. Die Anfertigung deiner maßgeschneiderten Strümpfe dauert meist 1 bis 2 Wochen. Danach erfolgt die Anprobe und du erhältst wichtige Tipps zur Handhabung und Pflege.
Zuzahlungen und wirtschaftliche Aufzahlungen richtig einordnen
Obwohl die Krankenkasse die Kosten für die medizinisch notwendige Grundversorgung übernimmt, fällt für dich eine gesetzliche Zuzahlung an. Diese beträgt 10 % des Preises, jedoch mindestens 5 € und maximal 10 € pro Hilfsmittel. Neben dieser gesetzlichen Zuzahlung kann eine "wirtschaftliche Aufzahlung" anfallen. Dies geschieht, wenn du dich für ein Modell entscheidest, das über dem Festbetrag liegt, den die Kasse für die Standardversorgung zahlt. Aufzahlungen entstehen oft durch Sonderwünsche wie besondere Farben, Muster oder spezielle Materialien, die nicht medizinisch notwendig sind. Diese zusätzlichen Kosten für Kompressionsstrümpfe können je nach Ausstattung zwischen 20 € und über 100 € pro Versorgung liegen. Ein Preisvergleich zwischen verschiedenen Sanitätshäusern kann sich hier lohnen, da die Höhe der Aufzahlungen variieren kann. Die genaue Klärung der Kosten vor der Bestellung schützt vor unerwarteten Ausgaben.
Den Versorgungsweg mit digitaler Unterstützung beschleunigen
Der Weg zur Diagnose und zum Rezept kann lang sein, denn die Wartezeiten bei Fachärzt:innen betragen oft bis zu 12 Monate. Studien zeigen, dass über 50 % der betroffenen Frauen mehr als 10 Jahre auf eine gesicherte Diagnose warten. Um diesen Prozess zu beschleunigen, bietet LipoCheck den DocReport an. Dabei handelt es sich um eine offizielle fachärztliche Telediagnose durch spezialisierte Phlebolog:innen und Lympholog:innen. Du lädst einfach einen Fragebogen und Fotos hoch und erhältst zeitnah einen Arztbrief mit Therapieempfehlung. Der DocReport für einmalig 48,26 € dient der Orientierung und kann dir eine fundierte Grundlage für das Gespräch mit deiner behandelnden ärztin oder deinem Arzt liefern. So kannst du schneller die notwendigen Schritte für deine Unterstützung durch die Krankenkasse einleiten und deine Therapie beginnen.
Die Inhalte ersetzen keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Rechtliche/regulatorische Vorgaben (z. B. des G-BA) können sich ändern. Maßgeblich sind die individuelle ärztliche Beratung und die aktuell gültigen Richtlinien. Stand der Angaben: 23.12.2025.
More Links
Der GKV-Spitzenverband bietet eine Aktualisierung der Produktgruppe 17 für Hilfsmittel zur Kompressionstherapie.
Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) stellt die registrierte S2k-Leitlinie zum Lipödem bereit.
Die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie bietet umfassende Informationen zum Lipödem speziell für Patienten.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) informiert über die Anerkennung der Fettabsaugung als Behandlungsmethode bei Lipödem.
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) veröffentlicht eine Pressemitteilung zum Thema Lipödem.
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) stellt die Richtlinie zur Liposuktion bei Lipödem (MVV-RL) zur Verfügung.
Die Gesellschaft Deutschsprachiger Lymphologen (GDL) bietet eine detaillierte Leitlinie zum Lipödem.
Der Sozialverband VdK Deutschland informiert in einem Artikel über die Kostenübernahme der Fettabsaugung bei Lipödem durch die Krankenkasse.
FAQ
Was ist der Unterschied zwischen Kompressionsstrümpfen und Stützstrümpfen?
Medizinische Kompressionsstrümpfe sind ein verordnungsfähiges Hilfsmittel mit einem exakt definierten Druckverlauf, der ärztlich festgelegt wird. Stützstrümpfe haben einen geringeren, unspezifischen Druck, dienen nur der Vorbeugung bei gesunden Venen (z. B. auf Reisen) und werden nicht von der Krankenkasse bezahlt.
Was kann ich tun, wenn mein Antrag auf Kostenübernahme abgelehnt wird?
Bei einer Ablehnung solltest du innerhalb von vier Wochen schriftlich Widerspruch einlegen. Begründe den Widerspruch und lege eine ärztliche Stellungnahme bei, die die medizinische Notwendigkeit erneut bestätigt. Verweise dabei auch auf die aktuelle S2k-Leitlinie zur Behandlung des Lipödems.
übernimmt die Krankenkasse auch die Kosten für An- und Ausziehhilfen?
Ja, wenn das An- und Ausziehen der Kompressionsstrümpfe aus eigener Kraft nicht möglich ist (z. B. aufgrund von Bewegungseinschränkungen), kann deine ärztin oder dein Arzt auch Hilfsmittel wie Anziehhilfen verordnen. Diese werden in der Regel ebenfalls von der Krankenkasse übernommen.
Wie pflege ich meine Kompressionsstrümpfe richtig?
Kompressionsstrümpfe sollten täglich gewaschen werden, um Hautschuppen und Schweiß zu entfernen und die Spannkraft des Materials zu erhalten. Am besten wäschst du sie per Hand oder im Schonwaschgang bei maximal 40 Grad mit einem milden Waschmittel.
Kann ich mit Kompressionsstrümpfen Sport machen?
Ja, Bewegung unter Kompression wird sogar ausdrücklich empfohlen. Die Muskelpumpe arbeitet durch den externen Druck der Strümpfe effektiver, was den Lymphabfluss zusätzlich anregt. Sportarten wie Schwimmen, Aqua-Jogging oder Walken sind besonders geeignet.
Was ist, wenn sich meine Maße ändern?
Sollten sich deine Körpermaße signifikant ändern (z. B. durch Gewichtsabnahme oder Zunahme der Schwellung), ist eine Neuvermessung und gegebenenfalls eine vorzeitige Neuversorgung notwendig. Sprich in diesem Fall mit deiner ärztin oder deinem Arzt, um ein neues Rezept zu erhalten.


%25201.png)



