Key Takeaways
Die Kompressionstherapie bei Lipödem zielt laut S2k-Leitlinie primär auf die Schmerzreduktion, nicht auf die Fettreduktion.
Flachgestrickte Kompressionsstrümpfe nach Maß sind der Standard, da sie dem Gewebe besseren Halt geben und nicht einschneiden.
Die Kompressionsklasse (meist KKL 2 oder 3) wird individuell nach Symptomlinderung gewählt, eine starre Zuordnung zu Stadien ist veraltet.
Die Kompressionstherapie ist ein zentraler Pfeiler in der Behandlung des Lipödems und wird in der S2k-Leitlinie als Standard zur Schmerzreduktion empfohlen. Doch die Frage "Welche Klasse bei Kompressionsstrümpfen für Lipödem?" sorgt oft für Unsicherheit. Es geht nicht nur um Druck, sondern um das richtige Material und eine perfekte Passform, die über 8 Stunden am Tag getragen wird. Eine falsche Wahl kann die Symptome verschlimmern, während die richtige Versorgung deine Schmerzen um bis zu 70% reduzieren und deine Lebensqualität deutlich steigern kann. Wir zeigen dir, wie du gemeinsam mit deinen ärzt:innen die optimale Lösung für deinen individuellen Befund findest.
Die Rolle der Kompressionstherapie neu definieren
Die Kompressionstherapie ist gemäß der S2k-Leitlinie von 2024 ein unverzichtbarer Teil der konservativen Behandlung des Lipödems. Ihr Hauptziel ist nicht die Reduzierung von Fettgewebe, sondern die Linderung des Leitsymptoms: des Schmerzes. Viele Patientinnen berichten von einer signifikanten Abnahme von Druck- und Spannungsschmerzen bei konsequenter Anwendung. Die Kompression unterstützt das Gewebe von außen, was den Lymphabfluss verbessern und der Ansammlung von Flüssigkeit vorbeugen kann. Eine konsequente konservative Therapie über mindestens 6 Monate ist zudem eine der Voraussetzungen für die Kostenübernahme einer Liposuktion durch die Krankenkasse. Die richtige Kompressionsversorgung bei Lipödem ist somit der erste Schritt zu mehr Wohlbefinden. Diese Grundlage ist entscheidend, um die weiteren Therapieoptionen erfolgreich zu gestalten.
Kompressionsklassen (KKL) individuell bestimmen
Medizinische Kompressionsstrümpfe werden in vier Klassen (KKL 1 bis 4) eingeteilt, die den Druck in Millimeter-Quecksilbersäule (mmHg) am Knöchel angeben. Die S2k-Leitlinie stellt klar, dass eine starre Zuordnung einer Klasse zu einem Lipödem-Stadium nicht mehr zeitgemäß ist. Stattdessen soll immer die niedrigste Kompressionsklasse gewählt werden, die eine ausreichende Linderung der Symptome bewirkt. Für viele Lipödem-Patientinnen sind dies oft die Klassen 2 (23-32 mmHg) oder 3 (34-46 mmHg). Die Entscheidung trifft dein Arzt oder deine ärztin basierend auf deinem individuellen Befund und deiner Schmerzsymptomatik. Eine zu schwache Kompression bringt nicht den gewünschten Effekt, während eine zu starke Kompression die Therapietreue gefährden kann. Die richtige Kompressionsklasse bei Lipödem ist also keine pauschale, sondern eine maßgeschneiderte Entscheidung.
Flachstrick als Goldstandard bei Lipödem etablieren
Der entscheidende Unterschied in der Kompressionstherapie des Lipödems liegt im Herstellungsverfahren der Strümpfe. Während rundgestrickte Modelle nahtlos sind und primär bei Venenleiden zum Einsatz kommen, ist die flachgestrickte Versorgung die empfohlene Wahl bei Lipödem. Flachgestrickte Kompressionsstrümpfe werden nach Maß gefertigt und haben eine Naht. Dieses Verfahren ermöglicht es, die Versorgung exakt an die oft unproportionale Form der Extremitäten anzupassen. Das festere Material übt einen flächigen, konstanten Druck aus und verhindert das Einschneiden in Weichteile oder Hautfalten.
Hier sind die zentralen Vorteile von Flachstrick:
- Hoher Arbeitsdruck: Das feste Material erzeugt bei Bewegung einen hohen Druck, der wie eine Mikromassage wirkt und den Lymphfluss anregt.
- Stabile Wand: Die Kompression verrutscht nicht und schnürt auch bei starken Umfangsunterschieden (z.B. zwischen Fessel und Wade) nicht ein.
- Maßanfertigung: Jeder Strumpf wird individuell für dich ausgemessen, was eine Passgenauigkeit von über 95% gewährleistet.
- Atmungsaktivität: Moderne Materialien sorgen für einen guten Tragekomfort über den ganzen Tag mit mehr als 8 Stunden Tragedauer.
Die Wahl der richtigen flachgestrickten Kompression ist somit ein kritischer Faktor für den Therapieerfolg.
Die richtige Versorgung für jedes Stadium sicherstellen
Obwohl die neue Leitlinie von einer starren Stadieneinteilung abrät, orientiert sich die Wahl der Kompressionsklasse oft noch an der Ausprägung des Lipödems. Im Anfangsstadium kann manchmal eine Kompressionsklasse 1 oder 2 ausreichend sein, um die Schmerzen zu lindern. Bei einem Lipödem im Stadium 2, wenn die Hautoberfläche unebener wird und Knoten tastbar sind, wird häufig eine Versorgung der Klasse 2 oder 3 empfohlen. Im fortgeschrittenen Lipödem Stadium 3 mit großen Gewebeüberhängen ist fast immer eine starke Kompression der Klasse 3, in seltenen Fällen auch Klasse 4, notwendig, um das Gewebe zu stützen und Schmerzen zu kontrollieren. Wichtig ist, dass die Versorgung immer individuell angepasst und orientiert sich an der Schwellungsneigung wird, um eine optimale Wirkung zu erzielen. Die genaue Abstimmung von Klasse und Material ist der Schlüssel zu einer wirksamen Schmerztherapie.
Verordnung und Kostenübernahme reibungslos gestalten
Medizinische Kompressionsstrümpfe sind Hilfsmittel, deren Kosten bei ärztlicher Verordnung von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Dein Arzt oder deine ärztin stellt dir ein Rezept aus, das du in einem Sanitätshaus einlöst. Dort nehmen geschulte Fachkräfte exakt Maß, um deine individuelle Versorgung anfertigen zu lassen. In der Regel hast du Anspruch auf zwei Versorgungen pro Jahr, um einen täglichen Wechsel zu ermöglichen. Die gesetzliche Zuzahlung beträgt dabei meist nur zwischen 5 und 10 Euro pro Versorgung.
Achte auf eine präzise Verordnung:
- Genaue Diagnose: Auf dem Rezept muss "Lipödem" vermerkt sein.
- Art der Versorgung: "Flachgestrickte Kompressionsstrumpfhose nach Maß" ist eine typische Formulierung.
- Kompressionsklasse: Die verordnete KKL (z.B. "KKL 2") muss angegeben sein.
- Anzahl: Die Verordnung sollte "2 Stück" für die Wechselversorgung umfassen.
Eine korrekte Verordnung sichert die Kostenübernahme und beschleunigt deinen Weg zur passenden Therapie.
Den digitalen Weg zur fachärztlichen Einschätzung nutzen
Der Weg zur richtigen Diagnose und einem passenden Rezept kann lang sein, oft warten Patientinnen über 10 Jahre auf Klarheit. [] LipoCheck bietet hier eine zeitnahe Alternative. Mit unserem DocReport erhältst du eine offizielle fachärztliche Telediagnose für einmalig 48,26 €. Du füllst einen medizinischen Fragebogen aus und lädst Fotos hoch. Erfahrene Fachärzt:innen für Phlebologie und Lymphologie erstellen daraufhin einen Arztbrief mit einer Therapieempfehlung. Dieser Befund kann dir als fundierte Grundlage für das Gespräch mit deinen behandelnden ärzt:innen dienen und den Versorgungsweg beschleunigen. So kommst du schneller zur richtigen Kompressionsversorgung und kannst deine Schmerzen aktiv managen. Beginne noch heute deinen Weg zu mehr Klarheit und Kontrolle.*Die Inhalte ersetzen keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Rechtliche/regulatorische Vorgaben (z. B. des G-BA) können sich ändern. Maßgeblich sind die individuelle ärztliche Beratung und die aktuell gültigen Richtlinien. Stand: 01.12.2025.*
Die Inhalte ersetzen keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Rechtliche/regulatorische Vorgaben (z. B. des G-BA) können sich ändern. Maßgeblich sind die individuelle ärztliche Beratung und die aktuell gültigen Richtlinien. Stand der Angaben: 23.12.2025.
More Links
Die AWMF stellt die S2k-Leitlinie zum Lipödem bereit, die umfassende Empfehlungen zur Diagnose und Therapie enthält.
Auf der AWMF-Webseite finden Sie die Detailseite zur S2k-Leitlinie zum Lipödem mit weiterführenden Informationen.
Die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie informiert Patienten über Venenkrankheiten und das Lipödem.
Die Lipödem Gesellschaft bietet umfassende Informationen zum Krankheitsbild des Lipödems.
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) informiert über die LIPLEG-Studie zur Evaluation der Liposuktion bei Lipödem.
Der GKV-Spitzenverband stellt die Fortschreibung der Produktgruppe 17 für Hilfsmittel zur Kompressionstherapie bereit.
Die Barmer Krankenkasse informiert über ihre Leistungen zur Kompressionstherapie.
Die Techniker Krankenkasse (TK) gibt Auskunft zur Kostenübernahme von Kompressionsstrümpfen.
FAQ
Kann ich mit Kompressionsstrümpfen Sport machen?
Ja, Bewegung unter Kompression wird sogar ausdrücklich empfohlen. Der hohe Arbeitsdruck der flachgestrickten Strümpfe massiert das Gewebe bei jeder Muskelbewegung, was den Lymphabfluss zusätzlich anregt und die Schmerzen reduzieren kann. Sportarten wie Schwimmen, Aqua-Jogging oder Radfahren sind besonders geeignet.
Was tue ich, wenn die Kompression nicht richtig sitzt oder schmerzt?
Wenn deine Kompressionsversorgung rutscht, einschneidet oder Schmerzen verursacht, solltest du umgehend dein Sanitätshaus kontaktieren. Oft können kleine Anpassungen vorgenommen werden. Eine schlecht sitzende Kompression erfüllt ihren Zweck nicht und kann sogar schaden.
Wie pflege ich meine Kompressionsstrümpfe richtig?
Wasche deine Kompressionsstrümpfe idealerweise täglich oder mindestens alle zwei Tage von Hand oder im Schonwaschgang bei maximal 40 Grad mit einem milden Waschmittel. Dadurch werden Hautschüppchen und Schweiß entfernt und die Elastizität des Materials bleibt erhalten. Trockne sie an der Luft und nicht im Trockner oder auf der Heizung.
Meine ärztin/mein Arzt will mir keine Flachstrick-Kompression verschreiben. Was kann ich tun?
Manchmal ist Aufklärungsarbeit nötig. Du kannst auf die aktuelle S2k-Leitlinie zum Lipödem verweisen, die den Einsatz von flachgestrickter Kompression bei entsprechenden anatomischen Verhältnissen empfiehlt. Ein fundierter Befund, wie der LipoCheck DocReport, kann ebenfalls helfen, die medizinische Notwendigkeit zu untermauern.
Gibt es Alternativen, wenn ich die Kompression absolut nicht vertrage?
Die Kompression ist ein zentraler Baustein. Wenn das Tragen von Strümpfen unmöglich ist, können medizinisch adaptive Kompressionssysteme (MAK), also Klett-Bandagen, eine Alternative sein. Sprich mit deinen ärzt:innen oder dem Sanitätshaus über mögliche Optionen. Manchmal hilft auch schon ein anderes Material oder ein spezieller Haftrand.


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