Key Takeaways
Manuelle Lymphdrainage (MLD) ist bei Lipödem Stadium I-III eine anerkannte Kassenleistung und Teil der konservativen Therapie.
Dank der Einstufung als „besonderer Verordnungsbedarf“ belastet die MLD-Verordnung nicht das Arztbudget, was die Verschreibung erleichtert.
Vereinfachte Regelungen ermöglichen Verordnungen für bis zu 12 Wochen und eine flexible, bedarfsgerechte Festlegung der Behandlungsdauer durch Therapeut:innen.
Die Manuelle Lymphdrainage (MLD) ist für viele Frauen mit Lipödem ein zentraler Baustein der Therapie, um Schmerzen zu lindern und das Wohlbefinden zu verbessern. Doch die Frage der Kostenübernahme sorgt oft für Unsicherheit. Seit Januar 2020 ist das Lipödem in den Stadien I bis III als Indikation für MLD im Heilmittelkatalog anerkannt, was die Verordnung als Kassenleistung klar regelt. Dieser Artikel erklärt dir die genauen Rahmenbedingungen, zeigt dir den Weg zur Verordnung und erläutert, wie vereinfachte Regelungen seit 2021 den Prozess für dich und deine ärzt:innen erleichtern. Wir geben dir die Fakten an die Hand, damit du selbstbewusst die nächsten Schritte auf deinem Therapieweg gehen kannst.
MLD als anerkannter Teil der Lipödem-Therapie
Die Manuelle Lymphdrainage ist eine anerkannte Kassenleistung zur Behandlung des Lipödems. Sie ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE), die als Goldstandard der konservativen Behandlung gilt. Die KPE umfasst neben der MLD typischerweise 3 weitere Säulen: Kompressionstherapie, Bewegungstherapie und Hautpflege. Eine konsequente konservative Therapie über mindestens 6 Monate ist zudem eine der zentralen Voraussetzungen, um nun eine Liposuktion als Kassenleistung in Anspruch nehmen zu können. Die Wirksamkeit der MLD zur Linderung von Beschwerden wie Schwellungen und Schmerzen ist in medizinischen Leitlinien verankert. Die richtige Therapie bei Lipödem zu finden, ist ein wichtiger Schritt zur Symptomkontrolle.
Voraussetzungen für die Kostenübernahme durch die Krankenkasse
Damit die Krankenkasse die Kosten für deine Manuelle Lymphdrainage übernimmt, muss eine ärztliche Notwendigkeit festgestellt werden. Eine Fachärztin oder ein Facharzt muss bei dir ein Lipödem in einem der Stadien I, II oder III diagnostizieren. Die entsprechenden ICD-10-Codes (E88.20, E88.21, E88.22) sind entscheidend für die Verordnung. Die gute Nachricht ist, dass das Lipödem als sogenannter "besonderer Verordnungsbedarf" eingestuft wird. Das bedeutet, die Verordnung belastet nicht das Budget deiner Arztpraxis, was eine Hürde für die Verschreibung beseitigt. Eine korrekte Lipödem-Diagnose ist der erste Schritt, um diese Leistung zu erhalten.
Der Weg zur Verordnung: Vereinfachte Regeln nutzen
Der Prozess zur Verordnung von MLD wurde in den letzten Jahren erheblich vereinfacht. Die frühere, komplizierte Regelfallsystematik mit Erst- und Folgeverordnungen gibt es seit 2021 nicht mehr. Deine ärztin oder dein Arzt kann dir eine Verordnung für einen Zeitraum von bis zu 12 Wochen ausstellen. Das reduziert die Anzahl der Arztbesuche pro Jahr erheblich. Eine weitere Vereinfachung trat im April 2024 in Kraft: ärzt:innen müssen nicht mehr die genaue Therapiedauer (z.B. 45 oder 60 Minuten) festlegen. Dein:e Therapeut:in entscheidet basierend auf deinem individuellen Befund über die notwendige Behandlungszeit. Diese Flexibilität sorgt für eine bedarfsgerechtere Versorgung und reduziert den bürokratischen Aufwand für alle Beteiligten um bis zu 20%. Informiere dich über den besonderen Verordnungsbedarf, um im Arztgespräch gut vorbereitet zu sein.
So unterstützt dich die Verordnung im Alltag
Eine langfristige Verordnung sichert dir eine kontinuierliche Therapie, die für das Management deiner Symptome wichtig ist. Folgende Punkte sind dabei für dich relevant:
- Verordnungsmenge: Deine ärztin oder dein Arzt kann die Behandlungsmenge für bis zu 12 Wochen auf einem Rezept verordnen.
- Frequenz: Die Häufigkeit der MLD (z.B. 1-2 Mal pro Woche) wird individuell festgelegt und auf der Verordnung vermerkt.
- Zuzahlung: Als gesetzlich Versicherte über 18 Jahre leistest du eine Zuzahlung. Diese beträgt 10 Euro pro Verordnung plus 10 Prozent der Behandlungskosten.
- Keine Budget-Sorgen: Da Lipödem als besonderer Verordnungsbedarf gilt, muss dein Arzt keine Angst vor einer Budgetüberschreitung haben.
Diese Regelungen geben dir und deiner Praxis Planungssicherheit für mindestens 3 Monate. So kannst du dich voll auf die Linderung deiner Lipödem-Schmerzen konzentrieren.
Abgrenzung zur Liposuktion: Zwei Säulen der Behandlung
Manuelle Lymphdrainage ist eine konservative Methode zur Symptomlinderung, während die Liposuktion ein operativer Eingriff ist. Die MLD kann Schmerzen und Schwellungen reduzieren, beseitigt aber nicht die krankhaft veränderten Fettzellen. Die Liposuktion hingegen entfernt diese Zellen dauerhaft. Seit dem 8. Oktober 2025 wird die Liposuktion bei Lipödem unter bestimmten Voraussetzungen zur Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen. Eine dieser Voraussetzungen ist die Durchführung einer mindestens sechsmonatigen konservativen Therapie, zu der auch die MLD gehört. Beide Behandlungen schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich in einem ganzheitlichen Therapiekonzept. Die MLD bleibt auch nach einer Operation ein wichtiger Baustein der Nachsorge.
Schneller zur Diagnose und Therapie mit digitaler Unterstützung
Der Weg zur fachärztlichen Diagnose kann lang sein; Studien zeigen, dass über 50 % der Frauen mehr als 10 Jahre darauf warten. LipoCheck bietet hier eine digitale Lösung. Mit unserem Doc Report erhältst du zeitnah eine offizielle fachärztliche Telediagnose für einmalig 48,26 €. Dieser Befund dient dir als Orientierung und kann deinen Versorgungsweg beschleunigen. Ein ärztlicher Befund ist die Grundlage für jede weitere Therapie, einschließlich der Verordnung für Manuelle Lymphdrainage. Mit einem solchen Dokument kannst du selbstbewusster in das Gespräch mit deiner behandelnden ärztin oder deinem Arzt gehen. Die LipoAlly-App unterstützt dich zusätzlich im Selbstmanagement und wird von Partnerkrankenkassen übernommen. So schließt sich der Kreis von der Diagnose zur Therapie.
More Links
AWMF bietet die S2k-Leitlinie zum Lipödem als PDF-Dokument an, eine wichtige medizinische Richtlinie.
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) stellt den aktuellen Heilmittelkatalog als PDF-Dokument zur Verfügung, der die verordnungsfähigen Heilmittel listet.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) bietet eine Heilmittel-Diagnoseliste als PDF-Dokument, die für die Verordnung relevant ist.
Die AOK informiert über die Heilmittelrichtlinien für Vertragsärzte, speziell zur Manuellen Lymphdrainage (MLD).
Im AWMF-Register finden Sie detaillierte Informationen zur S2k-Leitlinie Lipödem.
Die Gesellschaft Deutschsprachiger Lymphologen (GDL) veröffentlicht Leitlinien zum Lipödem, die wichtige Empfehlungen für die Behandlung enthalten.
FAQ
Was kann ich tun, wenn mein Arzt mir keine Lymphdrainage verschreiben will?
Sollte deine ärztin oder dein Arzt zögern, eine Verordnung auszustellen, kannst du freundlich auf die aktuellen Regelungen der Heilmittel-Richtlinie hinweisen. Erkläre, dass Lipödem als "besonderer Verordnungsbedarf" gilt und das Praxisbudget nicht belastet. Manchmal hilft es, Informationsmaterial der Kassenärztlichen Vereinigungen oder des G-BA zum Gespräch mitzubringen.
Muss ich vor der Liposuktion immer eine Lymphdrainage machen?
Ja, gemäß der Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) ist eine mindestens sechsmonatige, konsequent durchgeführte und dokumentierte konservative Therapie eine Voraussetzung für die Kostenübernahme der Liposuktion. Die Manuelle Lymphdrainage ist ein wesentlicher Teil dieser Therapie.
Gilt die Kassenleistung für MLD in allen Lipödem-Stadien?
Ja, die Manuelle Lymphdrainage kann als Kassenleistung für die Lipödem-Stadien I, II und III verordnet werden. Die Diagnose muss durch die entsprechenden ICD-10-Codes (E88.20, E88.21, E88.22) auf der Verordnung vermerkt sein.
Was ist der Unterschied zwischen Manueller Lymphdrainage und normaler Massage?
Die Manuelle Lymphdrainage ist eine spezielle medizinische Massagetechnik, die von zertifizierten Therapeut:innen durchgeführt wird. Mit sanften, rhythmischen Griffen wird der Lymphfluss angeregt, um Flüssigkeit aus dem Gewebe abzutransportieren. Sie ist nicht mit einer klassischen Massage zur Muskelentspannung vergleichbar.
Kann ich die Zuzahlung für die Lymphdrainage reduzieren?
Ja, es gibt eine Belastungsgrenze für Zuzahlungen im Gesundheitswesen. Diese liegt bei 2 % deiner jährlichen Bruttoeinnahmen. Für chronisch Kranke sinkt sie auf 1 %. Erreichst du diese Grenze, kannst du bei deiner Krankenkasse eine Befreiung für den Rest des Jahres beantragen.
Was passiert, wenn ich eine Behandlungseinheit verpasse?
Wenn du einen Termin nicht wahrnehmen kannst, solltest du die Therapiepraxis so früh wie möglich informieren, meistens mindestens 24 Stunden vorher. Andernfalls kann es sein, dass dir die Praxis den Termin privat in Rechnung stellt, da die Krankenkasse nur für durchgeführte Behandlungen zahlt.





