Key Takeaways
Diese Erkenntnis entlastet viele Patient:innen, da sie klarstellt, dass die Ursache nicht in persönlichem Versagen liegt.
Die hormonelle Steuerung der Fettzellen erklärt, warum fast ausschließlich Frauen betroffen sind.
Diese erhöhte Brüchigkeit der Gefäße ist auch der Grund für die charakteristische Neigung zu blauen Flecken.
Die Diagnose Lipödem wirft viele Fragen auf, allen voran: Woher kommt das? Viele Frauen fühlen sich alleingelassen und machen fälschlicherweise ihre Lebensweise verantwortlich. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen jedoch ein anderes Bild. Die Ursachen des Lipödems sind komplex und noch nicht bis ins letzte Detail verstanden, aber zwei Hauptverdächtige stehen im Fokus: deine Gene und deine Hormone. In diesem Artikel beleuchten wir die wissenschaftlichen Fakten hinter den Auslösern, räumen mit Mythen auf und geben dir die Klarheit, die du für deinen weiteren Weg benötigst.
Wenn du dich fragst, warum du ein Lipödem entwickelt hast, ist ein Blick in deine Familiengeschichte oft der erste Schritt. Eine genetische Veranlagung gilt als wichtigster Faktor für die Entstehung der Krankheit. Studien zeigen, dass bis zu 60 % der betroffenen Frauen Verwandte mit denselben Symptomen haben, was auf eine starke erbliche Komponente hindeutet. Es ist also kein Zufall, sondern oft eine Veranlagung, die über Generationen weitergegeben wird. Diese Erkenntnis entlastet viele Patient:innen, da sie klarstellt, dass die Ursache nicht in persönlichem Versagen liegt. Die Forschung hat sogar spezifische Genmutationen identifiziert, die den Fettstoffwechsel beeinflussen können. Wenn du also das Krankheitsbild Lipödem besser verstehen willst, ist die Familienanamnese ein entscheidender Puzzlestein. Diese genetische Grundlage erklärt, warum die Krankheit oft schon früh beginnt und nicht allein durch Lebensstiländerungen kontrolliert werden kann.Die genetische Veranlagung allein führt nicht zwangsläufig zum Ausbruch des Lipödems; oft braucht es einen Auslöser. Hier kommen die weiblichen Hormone, insbesondere Östrogen, ins Spiel. Bei über 85 % der Betroffenen treten die ersten Symptome in Phasen starker hormoneller Veränderungen auf. Diese Phasen sind entscheidende Trigger, die das „schlafende“ genetische Risiko aktivieren können. Die hormonelle Steuerung der Fettzellen erklärt, warum fast ausschließlich Frauen betroffen sind. Ein besseres Verständnis für diese Zusammenhänge dir helfen kann, Veränderungen an deinem Körper richtig einzuordnen. Die wichtigsten hormonellen Auslöser sind:
- Die Pubertät: Der Anstieg der weiblichen Geschlechtshormone ist der häufigste Startpunkt für das Lipödem.
- Schwangerschaften: Die massive hormonelle Umstellung während und nach einer Schwangerschaft kann ein Lipödem auslösen oder ein bestehendes verschlimmern.
- Die Wechseljahre: Auch die hormonellen Schwankungen in der Menopause können zu einer Manifestation oder Verschlechterung der Symptome führen.
- Hormonelle Verhütungsmittel: Bei manchen Frauen kann die Einnahme der Pille ebenfalls als Trigger wirken.
Diese hormonellen Einflüsse sind ein zentraler Grund, warum das Lipödem oft schubweise verläuft.
Beim Lipödem handelt es sich nicht einfach um eine Vermehrung von normalem Fettgewebe. Im betroffenen Gewebe laufen krankhafte Prozesse ab, die die typischen Symptome wie Schmerzen und Schwellungen verursachen. Forscher haben festgestellt, dass die kleinsten Blutgefäße, die Kapillaren, im Lipödem-Gewebe eine erhöhte Durchlässigkeit aufweisen. Dadurch tritt Flüssigkeit aus den Gefäßen ins umliegende Gewebe aus und kann führen Ödemen und einem ständigen Spannungsgefühl. Diese erhöhte Brüchigkeit der Gefäße ist auch der Grund für die charakteristische Neigung zu blauen Flecken. Zusätzlich vermuten Expert:innen, dass im Gewebe chronische Entzündungsprozesse und ein lokaler Sauerstoffmangel stattfinden. Diese Faktoren tragen maßgeblich zur Schmerzempfindlichkeit bei. Das Wissen um diese gestörte Fettverteilung ist wichtig, um die Notwendigkeit spezifischer Therapien zu verstehen.Ein weit verbreiteter und schmerzhafter Mythos ist, dass Lipödem durch Übergewicht verursacht wird. Das ist falsch. Das Lipödem ist eine eigenständige, genetisch bedingte Erkrankung. Allerdings kann eine zusätzliche Gewichtszunahme die Symptome erheblich verschlimmern. Jedes zusätzliche Kilo erhöht den Druck auf das bereits belastete Gewebe und das Lymphsystem, was zu mehr Schmerzen und Schwellungen führen kann. Eine Gewichtszunahme von nur 10 kg kann den Lymphfluss bereits deutlich reduzieren. Daher ist ein stabiles Körpergewicht ein wichtiger Baustein im Management der Erkrankung, auch wenn es die Ursache nicht beseitigt. Folgende Maßnahmen können dein Wohlbefinden verbessern:
- Angepasste Ernährung: Eine entzündungshemmende, ausgewogene Ernährung kann helfen, Schmerzen zu lindern und das Gewicht zu stabilisieren.
- Regelmäßige Bewegung: Sportarten wie Schwimmen oder Aqua-Cycling fördern den Lymphabfluss, ohne die Gelenke zu belasten.
- Stressmanagement: Chronischer Stress kann die Schmerzwahrnehmung verstärken, weshalb Entspannungstechniken sinnvoll sind.
Ein bewusster Lebensstil ist also kein Heilmittel, aber ein mächtiges Werkzeug, um die Kontrolle zurückzugewinnen und einer Verschlechterung vorzubeugen, wie es auch unser Ratgeber zum Thema Lipödem vorbeugen beschreibt.
Die Inhalte ersetzen keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Rechtliche/regulatorische Vorgaben (z. B. des G-BA) können sich ändern. Maßgeblich sind die individuelle ärztliche Beratung und die aktuell gültigen Richtlinien. Stand der Angaben: 10.10.2025.
More Links
https://www.lipocheck.de/magazin/was-ist-lipoedem, https://www.lipocheck.de/magazin/lipoedem-schwangerschaft, https://www.lipocheck.de/magazin/lipoedem-wechseljahre, https://www.lipocheck.de/magazin/lipoedem-fettverteilungsstoerung, https://www.lipocheck.de/magazin/kann-man-lipoedem-vorbeugen
FAQ
Warum habe ich Lipödem und meine Schwester nicht?
Selbst bei einer genetischen Veranlagung muss die Krankheit nicht bei jedem Familienmitglied ausbrechen. Die Vererbung ist komplex und es spielen oft weitere, teils unbekannte Faktoren und hormonelle Trigger eine Rolle, die bei dir anders sein können als bei deiner Schwester.
Kann eine Schwangerschaft ein Lipödem auslösen?
Ja, eine Schwangerschaft ist eine Phase extremer hormoneller Veränderungen und zählt zu den häufigsten Auslösern für den Ausbruch oder die Verschlimmerung eines Lipödems. Viele Frauen bemerken die ersten Symptome während oder kurz nach einer Schwangerschaft.
Spielt die Schilddrüse eine Rolle bei den Ursachen von Lipödem?
Eine Schilddrüsenunterfunktion verursacht kein Lipödem, kann aber ähnliche Symptome wie Gewichtszunahme und Wassereinlagerungen hervorrufen und ein bestehendes Lipödem negativ beeinflussen. Daher ist eine ärztliche Abklärung der Schilddrüsenwerte immer sinnvoll.
Wird das Lipödem schlimmer, wenn ich in die Wechseljahre komme?
Die Wechseljahre sind, ähnlich wie die Pubertät und Schwangerschaft, eine Phase starker hormoneller Schwankungen. Dies kann bei vielen Frauen zu einer Verschlechterung der Lipödem-Symptome führen. Eine konsequente Therapie ist in dieser Zeit besonders wichtig.
Ich bin schlank, kann ich trotzdem Lipödem haben?
Ja. Lipödem ist unabhängig vom allgemeinen Körpergewicht. Es ist eine Fettverteilungsstörung, die auch bei sehr schlanken Frauen auftreten kann. Charakteristisch ist die Disproportion zwischen einem oft schlanken Oberkörper und den betroffenen Extremitäten.
Was kann ich tun, wenn ich die Vermutung habe, Lipödem zu haben?
Der erste Schritt ist, Klarheit zu gewinnen. Um monatelange Wartezeiten auf einen Facharzttermin zu umgehen, kannst du den digitalen Service von LipoCheck nutzen. Lade einfach unseren Fragebogen herunter und mache Fotos. Innerhalb weniger Tage erhältst du einen fachärztlichen Befund (DocReport), der dir eine erste Einschätzung und konkrete nächste Schritte an die Hand gibt.